Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie schon mal Probelesen in einem Buch der Autorin Tove Nilsen.
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Gebundene Ausgabe
113 Seiten
Ehrenwirth Verlag
Erscheinungsdatum:
September 2003
ISBN: 343103022X

Originaltitel:
"Kvinner om natten"
Übersetzung:
Dagmar Lendt
Kurzbeschreibung

Es ist eine der schönsten Nächte gleich nach Mitsommer. Eine jener Nächte, die im hohen Norden nie dunkel werden und in denen die Welt still zu stehen scheint. Eine Frau steigt nach einem rundum gelungenen Abend in ein Taxi, um sich nach Hause fahren zu lassen. Doch die friedvolle Stimmung schlägt bald um. Schon nach wenigen Augenblicken wird sie unruhig. Warum verhält sich dieser Taxifahrer derart untypisch und sagt kein Wort? Alle Versuche, sich selbst zu beruhigen, schlagen fehl, und bald bestätigt sich ihre fürchterliche Ahnung: Sie ist in der Gewalt eines Mannes, der nicht die Absicht hat, sie so bald wieder aussteigen zu lassen. Als er in ein Waldstück außerhalb der Stadt fährt, wendet sich diese Nacht für sie zum Albtraum. Es beginnen endlose Stunden der Angst und Ungewissheit und kleine Momente der Hoffnung. Und die einzige Waffe, über die die Schriftstellerin verfügt, ist ihre Fantasie; ihr einziger Vorteil ihre Menschenkenntnis, ihr einziger Wunsch, zu überleben…

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

Es war eine der schönsten Nächte gleich nach Mittsommer, ich stand an der Ecke am Schlosspark, als das Taxi mit erleuchtetem Schild auf dem Dach um die Kurve kam.
Eine Amsel sang im Grünen, es war eine dieser Nächte, nach denen wir uns den langen, kalten Winter über sehnen; ich war verlockt, durch den Park hinunter zum Zentrum zu gehen, nur um noch eine halbe Stunde an der frischen Luft zu sein, doch es war schon spät genug.
Im letzten Moment hob ich den Arm, und der Wagen fuhr an die Seite. Ich öffnete die Tür und sagte Hallo, der Fahrer sagte nichts, antwortete nur mit einem kurzen Nicken. Ich setzte mich nach hinten und hatte auf einmal das Gefühl, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.
Ich sollte lieber wieder aussteigen und mir ein anderes Taxi nehmen, eines, das nicht einfach vorbeigefahren kam, sondern an einem Halteplatz stand.
Und was sollte ich dann sagen?
"Sie geben mir ein ungutes Gefühl, ich möchte nicht mit Ihnen fahren." Das war zu albern, zu hysterisch. Als hätte ich mich von all diesen Berichten über Piratentaxis und Vergewaltigungen beeindrucken lassen. Zeitungsgeschmiere und Angstmache, auf solches Zeug
hatte ich noch nie etwas gegeben. Ich war Schriftstellerin, ich wusste, wie leicht es war, sich Geschichten einzubilden, und wie die Geschichten sich verselbstständigen und ein Eigenleben entwickeln konnten. Gerade deshalb durfte ich diese Art von Furcht bei mir nicht zulassen. Dieses ganze Gezeter, die Stadt sei so unsicher und gefährlich geworden, eine einzige große Gefahrenzone - ich weigerte mich, das an mich heranzulassen. Manche meistern das Gebirge oder das Meer, andere meistern die Stadt. Ich war eine Stadtmeisterin. Ich nahm mehrmals pro Woche ein Taxi, und ich hatte noch nie Angst gehabt. Im Gegenteil. In dunklen Straßen bedeutete das Taxischild Sicherheit. Jetzt war es nicht einmal dunkel.
Ich nannte meine Adresse und reichte meine Kreditkarte nach vorne.
Der Fahrer sagte noch immer nichts, er nahm nur die Karte und nickte. Es war sein Schweigen, das mich stutzig machte. Nein, ich war schon stutzig geworden, als ich die Wagentür öffnete, noch ehe er etwas sagen konnte. Die meisten Taxifahrer drehen sich zu ihrem Fahrgast um, wenn er die Tür öffnet und einsteigt. Dieser hier hatte nicht mal ansatzweise den Kopf gewandt. Er saß da, als ob ...
Als ob was?

  Tove Nilsen bei schwedenkrimi.de
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Leseprobe

Als ob er nicht wollte, dass ich sein Gesicht sah.
Nun aber mal halblang. Es gab unhöfliche Taxifahrer, und er war einer davon. Oder vielleicht war er seit den Morgenstunden gefahren und einfach nur müde und gereizt.
Ich sah aus dem Autofenster. Ich hatte mehr und mehr auszusetzen an Norwegen, dem reichen und eitlen Angeber-Norwegen, aber ich würde mich nie daran satt sehen, wie schön Oslo im Sommer ist, so grün und blühend, so hell und schimmernd die ganze Nacht hindurch. Immer noch waren Leute auf den Straßen, auf dem Heimweg vom Restaurant oder erst jetzt unterwegs in die Disco und zu Partys. Männer in bloßen Hemdsärmeln und Frauen in kurzen Röcken. Wie gut ich diese Stadt doch kannte, ich hatte mein Leben lang hier gewohnt, war durch jede noch so winzige Seitenstraße gegangen. Mein kleines Oslo, das ich hebend gerne hinter mir ließ und in das ich hebend gerne zurückkehrte; sollte ich, die in andere Erdteile gereist war, in Kriegsgebiete, mich davor fürchten, in meiner eigenen Stadt in ein Taxi zu steigen?
Ich sank im Sitz zurück und gab mir alle Mühe, mich zu entspannen, doch ich wurde mein Unbehagen nicht los. Ich wusste nicht, in was für einem Auto ich saß. Ich hatte weder einen Führerschein noch Ahnung von Automarken; Harald und ich machten manchmal Witze darüber, dass ich vermutlich antworten würde "ein weißes", falls jemand fragte, was für ein Auto wir besaßen. Mein Blick glitt vom Taxameter zum Lenkrad, in der Mitte der Mercedes-Stern.
Erleichterung flackerte durch meinen Körper. Ich saß in einem schwarzen Mercedes. Alles war in Ordnung. Ich kam von der Arbeit und war endlich auf dem Weg nach Hause. Bald würde ich die Haustür hinter mir abschließen, ins Bad gehen, aus den Kleidern steigen, mich abschminken, heiß duschen, mich abtrocknen und Bodylotion und Nachtcreme auftragen. Dann würde ich Haralds großen Bademantel anziehen, der weicher war als meiner. Ich würde in die Küche gehen und mir eine Tasse Gute-Nacht-Tee brühen - Harald amüsierte sich immer darüber, dass ich an die Wirkung glaubte -‚ und während das Wasser kochte, würde ich den Fernseher einschalten und das tun, was ich Harald immer vorhielt: zappen um des Zappens willen. Dann würde ich mit der Tasse Tee und einer Zeitschrift hinauf ins Schlafzimmer gehen. Dort würde ich mir Kopfkissen in den Rücken stopfen und mir Modereportagen ansehen, die nicht mal eine halbe Gehirnzelle in Anspruch nahmen, und dann endlich, endlich würde ich unter die Bettdecke kriechen.
Harald und die Mädchen waren am Morgen in die Sommerferien aufgebrochen. Sie waren hoch in den Norden gefahren, nach Hause zu Haralds Eltern, zu Oma und Opa. Ich würde heimkommen in ein leeres Haus. Das war meine eigene Schuld. Ich hätte mitfahren können, wenn ich gewollt hätte, aber ich hatte beschlossen, eine Schreibwoche einzulegen. Eine Woche ging schnell vorbei. Tat sie nicht. Eine ganze Woche ohne Kinder, das hatte ich mir seit zehn Jahren nicht erlaubt. Ich hatte es auch nicht gewollt. Ich war nie länger als ein paar Tage übers Wochenende von den Kindern getrennt gewesen. Es war unglaublich - ich, die erst jenseits der dreiunddreißig das erste Kind bekommen hatte, ich, die Bücher geschrieben und die Welt bereist und nicht mehr geglaubt hatte, in diesem Leben noch Mutter zu werden, ich fühlte mich verlassen, sobald ich eine Woche für mich selbst hatte.
Das war vermutlich der Grund für meine Anspannung. Der Taxifahrer schwieg nach wie vor. Er hatte auch keine Musik an. Ich blickte in den Rückspiegel.
Er drehte den Kopf so, dass sein Gesicht aus dem Spiegel verschwand.
Da konnte doch etwas nicht stimmen.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Nur die Ruhe. Bloß nicht reagieren wie diese Frauen, denen ich am allerwenigsten ähneln wollte, die in jedem Mann einen potenziellen Vergewaltiger sahen und hinter jedem Strauch einen Mörder vermuteten; die ängstlichen, die sich nach Mitternacht kaum draußen aufzuhalten wagten. So war ich nicht, ich fürchtete mich vor ganz anderen Dingen, vor Männern hatte ich noch nie Angst gehabt.
Er hatte eine Jeansjacke an, blondierte Haare und einen Silberring in einem Ohr. Er war sicher ein ganz normaler Typ, doch warum sagte er nichts? Eigentlich sollte ich wohl froh sein, dass er den Mund hielt. Als gäbe es nicht schon genug Schwätzer. Am allerschlimmsten waren Taxifahrer, die sich zur Parodie ihrer selbst machten und darauf bestanden, vor ihren Kunden ihre diversen Gesellschaftstheorien auszubreiten. Von ihm kamen keine Gesellschaftstheorien. Wir fuhren an der Börse vorbei und an den Kais entlang. Die Reihen der Container waren schön auf eine unästhetische Art, oder unschön auf eine ästhetische.
Tief im Körper spürte ich ein Vibrieren.

Vielen Dank an den Ehrenwirth Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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