Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Die falsche Spur
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Broschiert
383 Seiten
btb Verlag
Erscheinungsdatum:
Juni 2003
ISBN: 3442729270
Originaltitel:
"Sista Jouren"
Übersetzung:
Holger Wolandt
Kurzbeschreibung

Als die Ärztin Veronika Lundborg-Westman an diesem Morgen ihren Dienst antritt, ahnt sie nichts von den Turbulenzen, die sie erwarten. In der Personaldusche liegt ihre Kollegin Maria Kaahn - ermordet. Kommissar Claes Claesson stößt schnell auf eine Fülle von Motiven. Das Opfer galt als Intrigantin mit einer Vorliebe für Affären. Bei den Frauen war sie unbeliebt, bei den Männern umso geschätzter, insbesondere bei dem verheirateten Oberarzt Ulf Nilsson. Als sich herausstellt, dass Maria schwanger war, entschließt sich Veronika, dem ratlosen Kommissar von einem seltsamen Vorfall zu berichten ...

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Leseprobe

Kapitel 1

Der Winter wollte dieses Jahr nicht weichen. Unablässig drangen eisige Winde vom Meer durch die dicken Mäntel, durch Mark und Bein, und die Dunkelheit lag wie eine schalldämmende Decke über den Bewohnern der mittelgroßen Stadt. Glücklicherweise hatte es Heiligabend geschneit, so dass der frische Schnee kurzzeitig zur Aufhellung des Stadtbildes beigetragen hatte. Sonst waren die Tage seit Wochen überwiegend matschig und schmutzig nassgrau und verbreiteten schier endlosen Trübsinn. Die Frage, ob eine neue Eiszeit im Anzug sei oder nicht, war in aller Munde und stand als unverfängliches Gesprächsthema an erster Stelle. Viele hatten sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihr Sparschwein zu Gunsten einer Reise in den Süden zu plündern. Nach ein, zwei Wochen kamen sie dann mit einer knackigen Bräune zurück, die in grellem Kontrast zur graubleichen Hautfarbe der Zurückgebliebenen stand.
Selbst Veronika hatte sich zum ersten Mal in ihrem Leben ernsthaft nach einem richtigen Badeurlaub gesehnt, Mallorca, Kanarische Inseln, Costa del Sol, Licht und Wärme und eine ausreichende Dosis Müßiggang, um aufzutauen. Aber sie wollte noch bis April warten, um ihre gerade erst ausgeflogene Tochter Cecilia zu besuchen, die in Spanien studierte. So blieb ihr zumindest die Vorfreude.
Eine nagende Schwermut ergriff langsam aber sicher von ihr Besitz. Sie hatte vor dieser depressiven Stimmung so lange wie möglich die Augen verschlossen, aber jetzt ließ es sich nicht länger leugnen, dass ihr Leben immer eintöniger wurde. Seit Cissis Umzug nach Spanien war das noch deutlicher zu erkennen.
Ein Tag nach dem anderen verging, und sie verlebte diese Tage mit der mechanischen Präzision eines gut geölten Uhrwerks. Im Großen und Ganzen tat sie, was von ihr erwartet wurde, und manchmal auch mehr. Unbestreitbar gab es in ihrem Leben so gut wie keine Überraschungen mehr, und in Momenten der Selbstanalyse, die sie in letzter Zeit immer häufiger heimsuchten, fragte sie sich, wie es dazu hatte kommen können. War das der unabänderliche Gang des Lebens? Wurde alles immer lauer, langweiliger und vorhersehbarer? Oder fehlte ihr etwas? Sie fragte sich auch, ob es nicht schon immer so gewesen war, aber früher war sie immer so beschäftigt gewesen und hatte keine Zeit zum Nachdenken gehabt, auch nicht über ihre Gefühle.
Also sah Tyra Blomstrand durch ihr Küchenfenster, wie Veronika auch an diesem Donnerstag, dem 11. März, um Viertel vor sieben wie jeden Morgen ihr Fahrrad aus der Garage schob. Sie war passend gekleidet, dunkelblauer Trainingsanzug, der Wind und Nässe abhielt. Auf dem Kopf trug sie einen optimistisch zitronengelben Helm, auf dem schwarz der Markenname Crescent stand.
Tyra goss ihrem Mann Karl-Henrik Kaffee ein.

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"Pünktlich", meinte sie ungerührt.
Karl-Henrik schaute von der Zeitung auf. Durchs Küchenfenster verfolgte er, wie Veronika das Garagentor mit einem kräftigen Tritt schloss. Dann schwang sie sich aufs Rad und fuhr energisch wie immer in der Morgenkälte die menschenleere Straße entlang, bis ihr gelber Helm aus seinem Blickfeld verschwand.
Veronika kreuzte die stark befahrene Nord-Süd-Umgehung und kam am Industriegebiet vorbei. Der langweilige Teil der Strecke. Vor dem langen Hang zum Wohnviertel Kastanie schaltete sie runter. Am Himmel breitete sich plötzlich ein zartes, eisblaues Licht aus, das sich über den sauber gewaschenen Asphalt und die Gärten mit dem Raureif legte. Dieses alles überwältigende Morgenlicht bringt doch jeden, der im Winterdunkel gelebt hat, dazu, über den Sinn des Lebens nachzudenken, dachte sie verzückt und gleichzeitig wehmütig.
Sie beugte sich über den Lenker, um die letzten Meter des Hangs zu bezwingen. Endlich wurde auch die Vorderseite ihrer Oberschenkel warm. Ihr Gesicht war gerötet. Im Takt mit den rhythmischen Atemzügen flogen ihre Gedanken unbehindert.
In diesem kurzen Augenblick ging es Veronika ausgezeichnet.
Am Himmel zogen schnelle, ausladende Wolken dahin und schoben sich vor die Sonne, wieder war alles grau, und die Luft war schneidend kalt. Beider Fahrschule Enlund, die in einem unanständig hässlichen Anbau von Herrn Enlunds hübschem gelbem Holzhaus untergebracht war, bog sie nach rechts ab. Oft hatte sie sich überlegt, welche Kontakte zur Baubehörde nötig waren, um so ein Ungetüm aus weißen Betonklinkern errichten zu dürfen.
Als sie an der Fahrschule vorbeifuhr, breitete sich ein neues Licht aus, dieses Mal ein wärmerer Farbton, und sie war plötzlich überzeugt, dass der Frühling auch in diesem Jahr kommen würde, obwohl sie das kaum zu hoffen wagte. Sie legte den fünften Gang ein, nachdem die Anhöhe hinter ihr lag, und fuhr ziemlich schnell. Durch die Nase atmend nahm sie den angenehmen Geruch von trockenem Asphalt wahr, und mitten in diesem neu erwachten Frühlingsgefühl regte sich ein vertrauter Gedanke: Sie wollte sich von ihrem Nachnamen trennen. Lundborg-Westman war immer sperrig und unpraktisch gewesen. Eigentlich hatte ihr dieser Doppelname, den kein vernünftiger Mensch behalten konnte, nie gefallen. Außerdem war es vollkommen idiotisch, alle diese Buchstaben mit sich herumzuschleppen schließlich war sie geschieden.
Lundborg, ihr Mädchenname, reichte. Heute wollte sie sich darum kümmern, und sie nahm sich vor, beim Einwohnermeldeamt anzurufen und sich ein Formular schicken zu lassen.
Am selben Morgen saß Schwester Beata Mohn am Schreibtisch im Schwesternzimmer auf der Station sechs, Chirurgie, die im sechsten Stock des Zentralblocks der Klinik lag. Flink sortierte sie Blätter in die Krankenakten der Patienten ein, die in der Nacht eingeliefert worden waren. Laborergebnisse, Röntgenbefunde, Epikrisen, EKG-Befunde und eventuelle Blut- und Urintestergebnisse. Schwester Beata sang leise, aber alles andere als richtig, eine schmachtende Arie aus Händels "Rinaldo". Die Melodie war ihr im Gedächtnis geblieben, als sie sich vorletztes Wochenende zusammen mit Henrik das Video eines Widerberg-Films angeschaut hatte.


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Beata fühlte sich ausgeruht und energiegeladen, da sie am Vorabend ungewöhnlich früh zu Bett gegangen war, und der Stress auf Station ließ noch auf sich warten. Außerdem hatte sie etwas, worauf sie sich freuen konnte. Henrik würde schon an diesem Abend kommen, obwohl es erst Donnerstag war, somit lag ein langes Wochenende vor ihnen. Beata hatte Schweinefilet gekauft, das bereits mariniert im Kühlschrank vorbereitet war, und dazu eine Flasche guten Rotwein, den sie sich von Philip Jan hatte empfehlen lassen, dem wohlerzogenen Stationsarzt, der sich mit Weinen auskannte. Er tat ihr immer gerne einen Gefallen, da er eine Schwäche für sie im Besonderen und für schöne Frauen im Allgemeinen hatte.
Henrik Eklund war Beatas fester Freund seit dem Gymnasium, aber sie kannten sich schon länger. Sie kamen aus demselben Viertel, und sie war ihm schon viel früher aufgefallen. Er hatte sie geradezu erwählt, die kleine Beata. Für Henrik war sie das personifizierte Lächeln und Licht, eine Beschreibung, der vermutlich viele zustimmten. Nach Jahren schmachtender Sehnsucht und hingebungsvollem Werben bekam er Beata endlich. Der Sieg wurde von einem Verlobungsring gekrönt, den er ihr an einem stillen Sommerabend am Strand über ihren grazilen Ringfinger schob. Besser als so konnte es nicht werden.
Henrik war der Mensch, den Beata am besten von allen zu kennen meinte; sie verließ sich auf ihn, und bisher hatte er sie noch nie enttäuscht. Deswegen glaubte sie, dass sie ihn am meisten von allen liebte. Es musste so sein. Sie waren zusammen aufgewachsen und zusammengewachsen, einfach füreinander bestimmt. Wenn Henrik in einem knappen Jahr das Lehrerseminar in Växjö hinter sich hatte, wollten sie heiraten. Beata hatte bereits in verschiedenen Zeitschriften eingehend Brautkleider studierte. Mit anderen Worten: Die Pläne waren schon weit gediehen, die Zukunftsträume gigantisch.
Auf dem Korridor der Großstation sechs hielt die morgendliche Hektik Einzug. Beata hörte die eiligen Schritte der Pflegehelferinnen und versuchte, den Papierkram zu beschleunigen, um nach draußen zu kommen und beim Verbandswechsel zupacken zu können. Sie warf einen Blick auf die Tafel an der Wand, auf der für jedes Bett (in schwarzem Filzstift) in den zehn Patientenzimmern mit blauem Filzstift die Initialen eines Namens eingetragen waren. Beata war für die hinteren fünf Zimmer zuständig, zwei Vierbettzimmer und drei Doppelzimmer, zusammen vierzehn Patienten, da die Station voll belegt war. Es war nicht leicht, sich zu erinnern, bei wem an diesem Morgen Verbandswechsel war. Am Vortag war sie außerdem für die anderen Zimmer zuständig gewesen, was es noch zusätzlich erschwerte, die Patienten auseinander zu halten. Sie suchte nach einem grünen Stern, was "großer Verbandswechsel" bedeutete, und der stand vor 5-1. Also machte sie sich auf den Weg.

Danke an den btb Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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